Nach langer Wartezeit war es dann endlich soweit, wir begaben uns Ende Februar auf den Flughafen nach München um unsere lang ersehnte Tauchsafari in den Sudan zu beginnen. Voller Erwartungen stiegen wir gegen Vormittag in den Flieger und setzten am zeitigen Abend in Dubai auf dem Heimatflughafen der Emirates zur Landung an. Da wir unser Gepäck bereits bis zum Zielflughafen durchgecheckt hatten verlief die Abfertigung recht zügig, im Gegensatz zur Heimreise, aber dazu später mehr.
Nachdem wir zu Acht ein Taxi gekapert und uns dieses zum gewünschten Hotel gebracht hatte, wurde uns schnell klar, dass wir unsere gewohnte Welt verlassen hatten. Die Hotelbuchung über ein namhaftes Booking-Portal löste sich nach einem kurzen Gespräch bzw. Telefonat mit dem Portier und dessen Vorgesetzten , sprichwörtlich in arabische Luft auf. Unsere Buchung wurde bereits im Januar unbekannterweise storniert. Schnell wurde ein anderes preiswertes Hotel gefunden und mit einer erneuten Taxifahrt angesteuert. Erneut überraschte uns diese neue Welt mit weiteren Eindrücken, nicht nur visueller Art. Wir kletterten also, auf Geheiß des Fahrers, zu Acht in einen PKW Toyota und stapelten unsere Leiber und Handgepäck im Innenraum des PKW´s. Nachdem Teile des Interieurs sich eindrucksvoll in uns abgebildet hatten und nach einer weiteren halben Stunde Fahrt endlich ankamen, konnten wir für eine Nacht das Zimmer beziehen und eine Mahlzeit am philippinischen Bufett einnehmen.
Auf der Suche nach abendlicher Unterhaltung und eventuell einem alkoholischen Kaltgetränk verwies man uns in ein Pub ganz in der Nähe. Mit Argusaugen erspäten wir besagtes Etablissement und ließen uns auch nicht von übertrieben geschminkten und europäisch Style nachahmenden Frauen abschrecken. Auch der Anblick dieser Wesen hielt uns auf der Suche nach einem Kaltgetränk nicht auf. Nach dem wir mit allen Sinnen die Räumlichkeit und deren Besucher war genommen hatten, wurde uns schnell klar, dass arabische Freizeitgestaltung nicht mit unseren Vorstellungen, den Abend ausklingen zu lassen, konform ging. Also sahen wir zu, dass wir nach dem Genuss eines Bieres im Wert von 7,-€ den Weg zurück ins Hotel antraten.
Nach einer geruhsamen Nacht und einem ordentlichen Frühstück reisten wir Acht mit dem am Vortag georderten Taxi durch Dubai. Innerhalb von zwei Stunden und Höchstgeschwindigkeiten innerorts von mehr als 100 km/h besuchten wir so ziemlich alles was es in Dubai zu sehen gibt, wie z.B. Burj Khalifa, Burj Al Arab , Atlantis auf der Palme, Mall of Dubai, die Kopie vom London EYE, den tollen Skylines am Fuße des Dubai Creek und vieles mehr .
Nach zwei Stunden Hardcore Sightseeing und jeder Menge “ Take a picture……“ und “ Jalla jalla“ erreichten wir dennoch pünktlich den Flughafen, um in Port Sudan unsere Safari zu beginnen.
Schnell erreichten wir die Departure Hall im richtigen Terminal und begaben uns in den Flieger Richtung Sudan. Hier wurde unsere Tauchtruppe mit zwei weitern Tauchern komplettiert. Wir überflogen die Arabische Halbinsel und das Rote Meer in dreieinhalb Stunden. Nachdem wir den Flugplatz Port Sudan aus der Luft entdeckten, mussten wir uns fragen, ob es nicht besser gewesen wäre einen Helikopter für den Überflug zu nutzen. Der Pilot nutzte die komplette Länge der Landebahn für sein Landemanöver aus, sodass er den Flieger mit Wenden in drei Zügen zurück in Richtung Terminal steuerte. Die Einreiseformalitäten wurden rasch geklärt, die Pass-und Visakontrolle hinter uns gebracht und das Gepäck in Empfang genommen. Bei letzterem stellten wir fest, dass vermutlich durch die örtliche Zollbehörde, die Besitzer von deutlich gekennzeichnete Gepäckstücken gebeten wurden, separierte Räumlichkeiten aufzusuchen. Bei späteren Gesprächen mit Mittauchern auf der Andromeda erklärte man uns , dass die mitgebrachten Flaschen eines typischen polnischen Genussmittels an Ort und Stelle entsorgt werden mussten.
Der 30 minütige Transfer vom Flugplatz Port Sudan über die Stadt zum Hafen verlief reibungslos. Wir wurden freundlich von der Besatzung unseres Safaribootes in Empfang genommen und mit den Zodiaks an Bord gebracht. Heimatliche Gefühle kamen auf, als wir durch ein Safariboot Namens „Nemo“ an unseren gleichnamigen Tauchclub TC Nemo Plauen e.V. erinnert wurden.
Am gleichen Tag verstauten wir noch unser Gepäck, schraubten unser Tauchequipment zusammen und machten uns mit den Bräuchen an Bord vertraut. Die erste Nacht verbrachten wir noch im Hafen. Nach dem Frühstück an Bord wurden noch die Formalitäten geklärt und der Kapitän startete endlich die Motoren. Am ersten Tag betauchten wir die Riffe Shaab Suedi und Gotta Shambaia. Ersteres betauchten wir um unser Equipment zu checken und die richtige Menge Blei für eine perfekte Tarierung zu bestimmen. Auch der zweite Tauchgang an diesem Tag verlief wenig spektakulär. Beim darauffolgenden Nachttauchgang konnte wie üblicherweise jede Menge Kleingetier entdeckt und digitalisiert werden.
Nach einer kurzen Überfahrt erreichten wir am folgenden Tag die Riffe Angarosh und Abington. Hier absolvierten wir drei Tauchgänge. Diese führten uns jeweils zu Beginn in eine Tiefe zwischen vierzig und dreißig Metern zum Blauwassergucken. Ab und an traute sich auch ein Hammerhai in unsere Nähe, um zu begutachten wer sich denn hier in ihrem Revier aufhält. Nach einigen Sichtungen der besagten Haie, tauchten wir zurück ans Riff und beobachtetet noch einen Riffhai und bestaunten die farbenprächtigen Hart und Weichkorallen des Riffs. Am selbigen Tag fuhren wir zurück zum Riff Gotta Shambaia , um erneut in der Nacht abzutauchen.
Am dritten Tag zog es uns erneut, nach dem Verlassen des sicheren Ankerplatzes, zum Abington Riff. Die Fahrt führte uns weiter zum Gotta Elbanna und Gurna Riff. Am Riff Abington hofften wir auf Strömung, doch diese blieb uns wieder verwehrt, sodass wir die Hai wieder nur aus einer gewissen Distanz beobachten konnten. An den folgenden Tagen wurde es mit der Strömung nicht besser, jedoch konnten wir uns an den hervorragenden Zustand der Der Riffe Shaab Rumi und Sanganeb erfreuen.
Ein schönes Erlebnis ist es auch , sich in Mitten eines Schwarms von hunderten jungen Barrakudas zu bewegen. Diese zogen in einer riesigen Formation an uns vorbei.
Auch der Besuch der Unterwasserstation von Jack Cousteau stand auf der To-Do-Liste. Die alte U-Boot-Garage, ein kleiner Schuppen und andere Reste der Unterwasserstation Precontinent konnten von uns betaucht und besichtigt werden. Die 1963 erbaute Station diente der Nachweisführung das Taucher mehrere Tage unter Wasser überleben, arbeiten und auch schlafen können, ohne Schaden zu nehmen. Übrig blieben jetzt nur noch dieser Unterwasser-Hangar , die mittlerweile zusammengefallenen Haikäfige und sonstige Relikte.
Nach diesem historischen Tauchgang ging unsere Reise weiter an das Sanganeb-Atoll, das Einzige im gesamten Roten Meer, welches zum Meeresnationalpark und zum UNESCO-Weltkulturerbe im Sudan gehört. Neben 4 Tauchgängen am Süd- bzw. Nordplateau durften wir auch den Leuchtturm mit 268 Stufen erklimmen und die gesamte Schönheit des Gebietes von oben betrachten. Der tiefste Punkt des Meeres an der nördlichen Seite fällt bis auf ca. 800m ab. Unterwasser trafen wir auch hier auf viele der üblichen Bekannten wie Grauer Riffhai, Stachelmakrele und die vielen bunten Riffbarsche.
Am letzten Tauchtag ging es zurück zum Hafen von Port Sudan. Hier wurde das berühmte Schiff „UMBRIA“ im Jahr 1940 durch die eigene Besatzung versenkt. Das Schiff lief am 30.12.1911 in der Reiherstiegwerft Hamburg vom Stapel. Im Dienst seiner italienischen Besatzung war es zuletzt mit Bomben, Zement, Fahrzeugen, Wein u.v.m. beladen. Das Wrack liegt nun in einer maximalen Tiefe von 10-36 m und ist aufgrund der strömungsarmen Verhältnisse selbst für Anfänger gut zu betauchen. Aufgrund der Seitenlage ist die Wahrnehmung im Inneren des Wracks teilweise gewöhnungsbedürftig. Selbst Hans Hass erforschte hier die Entwicklung und Ansiedlung von Leben am und im Wrack. Wir selbst hatten die Ehre das Wrack im Rahmen eines Nachttauchganges erstmals zu betauchen. Die mystische Stimmung im Schein der Tauchlampen war unbeschreiblich. Die insgesamt 150 m Länge war in einem Tauchgang nur von außen zu betrachten. Somit folgten noch 2 weitere um die Laderäume mit all Ihren Inhalten sowie das große Restaurant zu erforschen.
Nun heißt es Taucherpause, bis zum Abflug. Die freie Zeit nutzten wir, um einen Fußmarsch durch Port Sudan zu unternehmen. Unser Guide „Sabri“ begleitete uns gern. Die Stadt war voll mit Menschen die verkauften, kauften oder einfach nur bei einem Gespräch zusammensaßen. Der Gemüsemarkt war ein echter Hingucker. Die Stände waren liebevoll und akkurat mit den leckersten Früchten und Gemüse gestapelt. Der Ruf des Muezzin ertönte und bat zum Gebet – natürlich nur mit frisch gewaschenen Füßen. Zum Schluss unseres Ausfluges gönnten wir uns im Hafencafé noch einen landestypischen Espresso mit einem Hauch von Ingwer – einfach lecker.
Am Abreisetag waren die persönlichen Sachen schnell verstaut, doch wir sollten unfreiwillig noch Zeit zum Verweilen bekommen, der Flug verzögerte sich. Am Flugplatz angekommen waren die Menschenschlangen unendlich lang und am Check-in ging irgendwie nichts voran. Nachdem noch ein paar mehr Schalter geöffnet wurden, passierte auch nicht viel mehr, denn offensichtlich gab es nur einen Drucker für alle Schalter. Nach wilden Diskussionen mit verschiedensten Passagieren, checkten wir gegen 17 Uhr ein. Es sei anzumerken, dass der Flug eigentlich 15:20 Uhr starten sollte. Nach weiterer Wartezeit am Gate startete unser Flugzeug der FlyDubai letztendlich mit 3 h Verspätung zunächst in Richtung Hauptstadt nach Karthum. Gelandet in Dubai spurteten wir dann zum Bus, um das nächste Abflugterminal in Richtung München noch rechtzeitig zu erreichen. Unsere Maschine der Emirates erreichten wir gerade noch pünktlich zum Boarding. Die Befürchtungen, dass im Chaos von Port Sudan einiges schief gegangen sein muss, bewahrheiteten sich dann, als man uns mitteilte, dass unser Gepäck nicht rechtzeitig umgeladen werden konnte. Somit mussten wir allein mit unserem Handgepäck den letzten Teil unserer Heimreise im Auto antreten. Und es kam noch schlimmer. In Port Sudan wurden zudem 4 Gepäckstücke vertauscht und falsch markiert. Diese Odysee endete dann glücklicherweise 1 Woche nach Rückkehr, indem die richtigen Koffer per DPD geliefert wurden und alle Tauchsachen ihre richtigen Besitzer erreichten.
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